Einwohnerversammlung bringt Bewegung in Streit ums Fössebad

Ratsbeschluss wird verschoben / Bemühungen um Einigung haben noch eine Chance
Wie familienfreundlich wird das neue Fössebad sein? Angesichts der städtischen Planungen zum Neubau eines Sportbades ohne Freibad und Sauna trieb diese Sorge auf Einladung des Fördervereins Fössebad und des Bezirksbürgermeisters von Linden-Limmer Rainer Grube Jung und Alt am Samstag ins Freizeitheims Linden. Rund 160 Teilnehmer kamen, obwohl viele am Morgen in der Zeitung gelesen hatten, dass sich die Ratsmehrheit schon am Vortag auf eine gemeinsame Linie geeinigt hatte.
Die Einigung von SPD, FDP und Grünen sieht Leitungen und Anschlüsse für ein Außenbecken vor, will auf Tribünensitze und ein Cabriodach verzichten, einen Sprudelpilz für Kinder ergänzen. Die Seitenwand der Schwimmhalle soll zur Grünfläche zu öffnen sein. Christine Kastning, SPD-Ratsfraktionsvorsitzende betonte in der Einwohnerversammlung, dass Stadtpolitik aufgrund der begrenzten Finanzen nicht die Summe des Wünschbaren sei und man bei Kompromissen manchmal auch in die saure Zitrone beißen müsse.
Viele Redner befürchten Badschließungen an den meisten Wochenenden des Jahres zugunsten von Schwimm- und Wasserballwettkämpfen, wenn das neue Olympiabad mit 50 m-Becken und Tribüne kommt. Als Ausgleich pochen sie mit Bezirksrat und Förderverein auf ein Freibad und den Erhalt der Sauna.
Thomas Klapproth erklärte unter dem Beifall der Lindener die Unterstützung der CDU für die Freibadforderungen im Interesse der Familien. Seine Fraktion werde in der Sportausschusssitzung das Thema zur Beratung in die Fraktion ziehen, um weitere Gespräche zu ermöglichen. Eine Entscheidung wird damit auch im Rat erst nach der Sommerpause getroffen.

Heftige Kritik erntete der Wunsch der Stadtverwaltung das neue Bad von der Stadt selbst betreiben zu lassen. Ernst Barkhoff verwies als Vertreter des Fördervereins Fössebad auf die guten Erfahrungen mit dem bisherigen Betreiber der Gemeinnützigen Fössebad Betriebsgesellschaft. Gesellschafter sind der Wassersportverein WASPO 98 und der Universitäts-Sport-Club. Seit über 20 Jahren sorgt er dafür, dass das Fössebad das mit großem Abstand wirtschaftlichste aller hannoverschen Bäder ist. In dieser Zeit, so Barkhoff sei dadurch bereits die Summe von rund 20 Millionen, die der Neubau des Fössebades jetzt kosten solle, eingespart worden.
Ralf Mahler vom Uni-Sport-Club erklärte, dass man als Betreiber gerne weitermache und ruhigen Auges jeder Konkurrenz bei einer europaweiten Ausschreibung zur Auftragsvergabe der Badbetriebsführung entgegensehe.
Ernst Barkhoff fasste das Ergebnis aus Sicht des Fördervereins zusammen: „Wenn die Politik dem Gemeinnützigen Betreiber die Chance zur Fortsetzung seiner Arbeit gibt, so ist eine Gesamtlösung für das Fössebad unter Einschluss von Freibad und Sauna weitaus kostengünstiger zu haben als der Vorschlag der Stadtverwaltung. Alle Zutaten für die Chance für eine Verständigung liegen auf dem Tisch. Der Planungsauftrag für die Schwimmhalle könne sofort beschlossen und vergeben werden. Der Beginn der Bauarbeiten werde nicht verzögert. Wenn die Politik nicht nur wie vorgesehen die strittigen Punkte Freibad, Wohnbebauung und Verlagerung Chez Heinz im Beschluss offenhält, sondern auch die Punkte Sauna und Badbetreiber, gäbe es die Zeit und den finanziellen Spielraum, hierfür in Ruhe eine Verständigung zu finden. „Das werden wir erstmal sacken lassen und dann sehen, was wir hinbekommen“, resümierte Christine Kastning.
Bezirksbürgermeister Rainer Grube wird am Montag in der Sitzung des Sportausschusses bisher über 3500 Unterschriften für das Fössebad als Kombibad für alle übergeben.