Landesarmutskonferenz warnt: Viele Lebensmittel für Arme bald kaum noch bezahlbar?

Die Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen warnt vor den Konsequenzen für Arme bei einer Verteuerung von Lebensmitteln, speziell Obst und Gemüse, als Folge der Corona-Krise. Wenn auf Grund von Lieferengpässen oder Arbeitskräftemangel Lebensmittel wie Obst und Gemüse teurer werden, sind selbst Grundnahrungsmittel für Arme kaum noch bezahlbar. Hartz-IV-Bezieher*innen stehen pro Tag lediglich 5,02 Euro für Ernährung zur Verfügung. Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der LAK Niedersachsen, betont:

„Bereits jetzt sind viele Arme auf das Angebot der Tafeln angewiesen, weil ihr Geld für Lebensmittel nicht ausreicht. Fast die Hälfte aller Tafeln haben aber auf Grund der Corona-Krise geschlossen, so dass viele Menschen, vor allem Ältere und Mobilitätseingeschränkte, von dieser lebensnotwendigen Versorgung abgeschnitten sind. Wenn jetzt noch Lebensmittel wie Obst und Gemüse teurer werden, kommen Millionen von Menschen in existentielle Nöte.

Gerade diese Lebensmittel stärken das Immunsystem. Wenn das nicht mehr gegeben ist, steigt das Ansteckungsrisiko für Arme überproportional, vor allem für Wohnungslose.

Gerade Ältere und Mobilitätseingeschränkte können beim Wettrennen der Hamsterkäufe nicht mithalten, billige Produkte sind oft als erstes ausverkauft, und teure Markenprodukte sind für sie nicht bezahlbar.

Der Brief von Bärbel K, einer Betroffenen, an die LAKmacht das deutlich:

„Die einzige Ausweichmöglichkeit besteht darin, falls vorhanden, Markenprodukte bis zum 3­fachen Preis zu kaufen. Vor dieser Wahl stand ich letzte Woche bei dem Versuch 2 Liter Milch, 500 Gramm Haferflocken, 2 Dosen Tomaten, Spülmittel und Papiertaschentücher zu erstehen.

Diesen Versuch machte ich viermal in je einen Supermarkt, Discounter und zwei unterschiedlichen Drogeriemärkten. Ergebnis: die benötigten Produkte habe ich immer noch nicht, aber mit 16 Versuchen in vollen Geschäften mein Infektionsrisiko entsprechend erhöht

Die LAKNiedersachsen fordert daher:

  • – eine sofortige Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze und Grundsicherung um 20 Prozent
  • – Verbindliche Kommunale Angebote zur Ernährung und Gesundheitsvorsorge
  • – Grundsätzliche Stärkung und Ausbau der sozialen Infrastruktur

Wir brauchen nicht nur Rettungsschirme für Unternehmen und Konzerne, wir brauchen auch und gerade Rettungsschirme für Arme!”

Die Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen wurde 1995 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss von Verbänden, Gewerkschaften und Initiativen.