Lindemann & Stroganow

Lindemann in Englisch? / Angst zu schweigen

Gelesen von Hans-Jörg Hennecke und Kersten Flenter

Video: Christine Kraatz-Risch - Musik: Wohnraumhelden

Lindemann in Englisch?

Von Hans-Jörg Hennecke

Lindemann berauscht sich zuweilen an dem Gedanken, in Linden bekannter zu sein als ein bunter Hund. Er führt das natürlich zuerst darauf zurück daß es in Linden nicht einen einzigen bunten Hund gibt, dafür gibt es aber ganz sicher einen Lindemann. Andererseits existieren auf der Welt zahlreiche Orte namens Linden. In London weist eine Linden Avenue darauf hin, in den USA gibt es gleich mehrere Linden. Natürlich ist dorten nicht Deutsch die Amtssprache, sondern Englisch. Wie wäre es also, denkt Lindemann, wenn man seine Geschichten auch in dieser weltweiten Fremdsprache anböte? Eine Übersetzerin kann er sich natürlich nicht leisten, aber im Internet werden längst schnellste Übersetzungen kostenfrei offeriert. „Google-Translate“ heißt eine dieser segensreichen Einrichtungen. So gab er diesen Absatz als Versuch in die Tasten.
Und das kam dabei heraus:
Lindemann sometimes inebriated at the thought that he Linden is known as a colorful dog. He leads the first course, the fact that in Linden is not a single colored dog, but there is certainly a Lindemann. However, there are several Linden. In London, a Linden Avenue pointed out in the United States there are several Linden. Of course there is not German the official language but English. How would it be to think Lindemann, when his stories in this global language offers? A translator Rein, of course he could not afford, but in the Internet are long fastest translations. "Google Translate" is one of those beneficent institutions. So he gave this text as just one attempt in the keys.
Lindemanns Englisch-Kenntnisse reichen nicht aus, um die Qualität der Übersetzung zu begutachten. Also läßt er Google-Translate noch einmal zurückübersetzen ins Deutsche. Das liest sich dann so:
Lindemann berauscht manchmal bei dem Gedanken, daß er Linden ist bekannt als eine bunte Hund. Er führt den ersten Kurs, die Tatsache, dass in Linden ist nicht eine einzige bunte Hund, aber es ist sicherlich ein Lindemann. Es gibt jedoch mehrere Linden. In London, Linden Avenue wies darauf hin, in den Vereinigten Staaten gibt es mehrere Linden. Natürlich gibt es nicht die offizielle deutsche Sprache, sondern Englisch. Wie wäre es, zu glauben, Lindemann, wenn seine Geschichten in dieser globalen Sprache bietet? Eine Übersetzer Rein, natürlich konnte er es sich nicht leisten, aber im Internet sind lange schnellsten Übersetzungen. "Google Translate" ist eines dieser segensreichen Institutionen. So gab er diesen Text als nur ein Versuch, in der Schlüssel. Literarisch überzeugte das Lindemann gar nicht und er verwarf eine Übersetzung ins Englische. Eher in Lindener Platt, beschloß er, das kann Google nämlich nicht.

Angst zu schweigen

von Kersten Flenter

Die Möglichkeiten unserer Sprache sind vielfältig, die Möglichkeiten des Schweigens nicht minder, nur leider viel zu wenig genutzt. Anders Behring Breivik, der größenwahnsinnige Irre von Oslo, hat (nach heutigem Kenntnisstand angeblich) ein 1500-seitiges Manifest auf Englisch verfasst, das sein wirres Weltbild in eben diese trägt, und er hat die mediale Aufmerksamkeit für seine Tat in seine Pläne und Vorbereitungen einbezogen. Und wahrscheinlich ernstlich in Erwägung gezogen, seinen zu erwartenden Prozess als öffentliche Propaganda nutzen zu können. Nun, jedem rechtsgerichteten Terror, sei er religiös, politisch oder aus einer kruden Mischung aus beidem motiviert, ist der Glaube an die Rechtmäßigkeit des eigenen Tuns zu eigen und die mangelnde Unterscheidungsfähigkeit zwischen Recht und Ideologie. Leider haben wir auch in unserem unmittelbaren Umfeld (im Land, im World Wide Web) einige Menschen, denen ich ebenfalls heimliche Pläne zu einem Amoklauf zutraue, und ein bisschen ängstigt mich die Gewissheit, dass es keinen Schutz davor geben wird, wenn es passiert. Und immer wird es die Klugscheißer im Fernsehen geben, die bereits nach 5 Minuten alles erklären können, wird es Verschwörungstheoretiker und Talkshows geben, und Talkshows, und Talkshows und Talkshows. Alles Geschwätz wird über das notwendige Schweigen siegen, welches das Leid eigentlich verlangt.
In solchen Momenten lobt man sich die harmlosen Stadtteilverrückten in unserem Viertel. Wer liebt und fürchtet sie nicht, die Streunerin vom Küchengarten, die jede Umsonst-Veranstaltung sprengen kann, und was wäre mein Tag ohne die Diskussionen mit meinen Nachbarn, ob die aggressiv-schreiende Frau in der Wilhelm-Bluhm-Straße nun psychisch gestört ist (wie meine Nachbarn meinen) oder doch nur Impro-Straßentheater macht (wie ich vermute). Egal was passiert, es wirft einen zurück auf sich selbst, weil man sich fragt, wie man seiner in immer kürzeren Intervallen auftretenden Fassungslosigkeit begegnen soll, ohne dieser Automatik aus sarkastischer und zynischer Betrachtungsweise zu unterliegen. Manchmal, das lerne ich dieser Tage wieder, muss man nicht alles kommentieren, muss man nicht für alles Worte finden. Manchmal schweigt man besser.

<-- zurück

Impressum / Datenschutz